Der Begriff Dram (oder Drachm) stammt aus Schottland und ist ein Synonym für eine “Portion Whiskey”. Allerdings ist eine Portion - so wie eben auch ein Dram- Whiskey eine sehr flexible Einheit.
Ursprünglich bezog sich der Begriff auf eine sehr, sehr kleine Menge - weniger als 5 ml: 3,69 ml oder 1/8 einer Flüssigunze. Im täglichen Gebrauch wäre das jedoch ziemlich unpraktisch und eine Anpassung war unvermeidlich.
Schauen wir also, was ein Dram Whiskey heute ist und warum es überhaupt Dram genannt wird.
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Die offizielle Definition
Renommierte englische Wörterbücher das Cambridge Dictionary definieren ein Dram als eine kleine Menge eines stark alkoholischen Getränks. Das ist zwar ziemlich genau das, was es ist, aber es lässt auch weiterhin viel Raum für Interpretationen.
Wie bereits erwähnt, bezog sich der Begriff ursprünglich auf 1/8 einer Unze, aber das ist nicht, was man bekommt, wenn man ein Dram bestellt. - Das wäre auch ziemlich enttäuschend. Schauen wir also mal anders auf die Sache:
Das Dram im Vereinigten Königreich und in Irland
Als das Vereinigte Königreich und Irland in den 1970ern das metrische System einführten, wurden alle bekannten Maße standardisiert und in Milliliter umgewandelt. Irland legte damals 1/4 Gill (Englisches Maß für ¼ pint, nicht zu verwechseln mit US Gill), umgerechnet 35,5 ml, als Standard-Dram fest.
Im Vereinigten Königreich ist es seither dem Barkeeper überlassen, ob er 25 oder 35 ml pro Dram serviert.
Dram in den Vereinigten Staaten
Das amerikanische Dram fasst sogar noch mehr als das irische und wurde wohl an die Annahme angepasst, dass die Amerikaner ihre Drinks in größeren Größen bevorzugen. So erhält man in den Vereinigten Staaten, wenn man ein Dram bestellt, in der Regel 1,5 oz Whiskey - das sind knapp 45 ml.
Andere Länder
In anderen Ländern variiert die Größe eines Dram ebenfalls. Wer in Deutschland ein Dram Whiskey bestellt, bekommt entweder 20 ml oder 40 ml. -Meistens sind es 40ml. Wer in Frankreich ein Dram Whiskey bestellt, erhält dagegen ziemlich sicher 30ml.
Für fast jedes Land gibt es unterschiedliche Auslegungen, was es nicht eben leichter macht, Dram als Mengeneinheit zu verstehen, aber eben historisch bedingt.
Ursprung des Dram Whiskey
Das erste Land, das ein Glas Whiskey als Dram bezeichnete, war Schottland. Dort war es schon immer ein inoffizielles Maß, das ursprünglich einfach als die Menge an Whisky beschrieben wird, die man auf einmal schlucken kann.
Schenkte man für sich selbst ein, war ein Dram die Menge an Whisky, die man zu einem bestimmten Zeitpunkt eben vertragen konnte. - Sehr variabel also.
Deshalb verwenden die Schotten einige zusätzliche Begriffe, um die Menge weiter zu spezifizieren: Die Größe reicht von einem wee dram (kleinen Dram) über einen healthy dram (mittelgroß) bis hin zu einem stiff dram (groß).
Für die meisten von uns ist ein Dram, getrunken in Gesellschaft, wohl eher stiff. - Und selbst ein wee dram kann in Schottland schon eine ganze Menge sein, je nachdem mit wem man trinkt.
Die Entwicklung des Dram im britischen Maßsystem
Die Briten hätten es sicherlich bei der freien Interpretation des Dram belassen können. Dies ist auch kein Problem, wenn man Whiskey zu Hause trinkt, aber nicht, wenn man ihn verkaufen will. Dann braucht man eine genauere Definition.
Dram als Maßeinheit gibt es in zwei Varianten: Die eine ist ein Gewichtsmaß, die andere das flüssige Dram, das von dem wir hier sprechen. Ursprünglich entsprach das den oben beschriebenen 1/8 Unzen oder knapp 4ml.
Wie bereits kurz erwähnt, beschloss das Vereinigte Königreich aber, dass das angloamerikanische Maßsystem ab 1973 schrittweise durch das metrische System zu ersetzen werden sollte. Dann entsprach ein Dram offiziell 3,55 ml - schwer zu messen mit dem neuen System
In diesem Fall hätte auch das Trinken nicht viel Spaß gemacht. Eine Anpassung war also unumgänglich.
Um diese Anpassung nachzuvollziehen, braucht es eine weitere Maßeinheit: Früher war Gill eine gängige Angabe in britischen Pubs. Ein Gill entspricht einem viertel Pint (568.26 ml) - zu wenig für Bier. zu viel für Hochprozentiges.
Daher wurden Spirituosen in Mengen wie 1/6, 1/5 oder 1/4 Gill serviert. Daraus ergaben sich Shots mit 23,7 ml, 28,4 ml und 35,5 ml. Im Laufe der Zeit wurden diese oft als Dram bezeichnet.
Die Größe eines Dram variiert damit immer noch von Region zu Region, aber nun gibt es eine kleinere Spanne. Als Faustregel kann man die "Distance to London"-Regel anwenden: Je weiter von London entfernt, desto mehr Whiskey in einem Dram.
Abstammung des Wortes Dram
Dram - als Bezeichnung für ein Gewichtsmaß - stammt von dem altgriechischen Begriff Drachma ab. Die Drachme war bis 2002 die Währung, eigentlich eine Münze, Griechenlands. Dann wurde sie durch den Euro ersetzt.
Die lateinische Übersetzung Dragma wurde von den Franzosen übernommen und setzte von dort aus die Reise in die englischsprachigen Länder fort und wurde zum Dram.
Fazit
Auch wenn ein Dram in Pubs und Restaurants inzwischen einigermaßen standardisiert ist, variiert er bei privaten Veranstaltungen oder Touren durch Whiskey Destillerien noch immer stark.
Wer übrigens auf der Suche nach Destillen ist, bei denen Drams am stiff end der Skala serviert werden, empfehle ich, Islay zu besuchen und sich mit dem Guide gut zu stellen. Denn, wie ein schottisches Zitat sagt:
"Ein Dram ist die Menge an Scotch, die nur durch die Großzügigkeit des Einschenkenden bestimmt wird."