Der Old Fashioned ist einer der Eckpfeiler der modernen Mixologie. Das erste Mal wurde der Cocktail 1806 erwähnt, es dauerte allerdings weitere 80 Jahre, bis der Cocktail offiziell als Old Fashioned bekannt wurde.
Der Mix aus Basisspirituose, Würfelzucker, aromatischen Bitters und Wasser wurde in den USA bekannt und von dort in die ganze Welt getragen. Nur wenige wissen aber, dass die Wurzeln des Cocktails eigentlich in England liegen.
Schauen wir also einmal auf die Geschichte eines der wichtigsten alkoholischen Getränke der Welt.
Die 1700er Jahre - Die Wurzeln des Old Fashioned
Lange Zeit gab es keinen Zweifel daran, dass der Old Fashioned eine amerikanische Erfindung war. Immerhin wurde das Rezept auch erstmals in einer amerikanischen Zeitung erwähnt. Doch vor wenigen Jahren wurden neue Erkenntnisse zu Tage befördert, die dafür sprechen, dass die wahren Wurzeln des Old Fashioned nicht in den USA liegen.
Die Geschichte des Drinks beginnt in Großbritannien in den 1690er Jahren mit dem "Elixir Magnum Stomachicum", einem Produkt, das von Dr. Richard Stoughton hergestellt und verkauft wurde. Diese Stoughton's Bitters waren eine konzentrierte Essenz aus verschiedenen pflanzlichen Stoffen wie Rinden, Schalen und Wurzeln. Ähnlich wie die modernen Cocktail Bitters, die Bestandteil vieler der beliebtesten Cocktails sind.
In der Werbung für sein Elixir empfahl Richard Stoughton, seine Bitters entweder mit Brandy oder Wein zu mischen, um so einem Kater vorzubeugen. Da Brandy und Wein zu der Zeit immer gesüßt waren, ist das damit der früheste bekannte Hinweis auf einen Old Fashioned-Cocktail.
Das wiederum macht den Engländer Dr. Stoughton zum Erfinder eines der beliebtesten und wichtigsten Mixgetränke der Geschichte.
Die 1800er Jahre
Das Rezept für einen Old Fashioned war eines der ersten, lange bevor Craft Cocktails und Mixology bekannt und relevant wurden. Soweit heute bekannt ist, erschien die erste schriftliche Erwähnung des Wortes "Cocktail" in seiner heutigen Bedeutung in einem amerikanischen Nachrichtenblatt namens The Farmers Cabinet.
Drei Jahre später, im Jahr 1806, erfolgte die erste schriftliche Erläuterung des Begriffs in The Balance and Columbian Repository. Darin wurde ein Cocktail als ein "Gebräu aus Spirituosen, Bitterstoffen, Wasser und Zucker" definiert. Klingt schon ziemlich nach Old Fashioned, oder?
Der Name Old Fashioned Cocktail tauchte aber erst etwa 60 Jahre später auf. In der Zwischenzeit wurden die einstmals im The Balance und Columbian Repository genannten Zutaten geändert, ausgetauscht oder neue hinzugefügt. Zu der Zeit war ein Cocktail kein Begriff für eine ganze Kategorie von Getränken wie heute. Es war ein ganz bestimmtes Getränk, das man als den Cocktail bezeichnete.
Bis zu den 1860er Jahren hatte sich dieser Cocktail sehr stark verändert, und Curaçao, Absinth und andere Liköre waren Teil des Rezepts.
Schließlich erinnerten sich aber Leute, die keine große Begeisterung für diese “neumodischen” Zusätze hatten, an das alte traditionelle Rezept - und machten statt der aktuellen die ursprüngliche Version. Diese wurde dann Old Fashioned Whiskey Cocktail genannt, um sicherzustellen, dass auch der richtige Drink gemixt wurde.
Spätes 19. Jahrhundert - schriftliche Erwähnungen
Viele Online-Quellen behaupten, dass Jerry Thomas 1862 den Old Fashioned in seinem berühmten Bartenders Guide erwähnte und dass er anstelle des üblichen Whiskey Old Fashioned einen Drink namens Old Fashioned Holland Gin Cocktail beschrieb.
Das ist jedoch so nicht richtig. Weder in dem Buch von 1862 noch in der Veröffentlichung von 1876 ist ein solches Rezept zu finden. Der Bartenders Guide von 1887 enthält aber tatsächlich ein Rezept für einen "Gin-Cocktail", der mit Holland Gin hergestellt wird.
In den oben genannten Quellen wird auch darauf verwiesen, dass Holland Gin anstelle von Whiskey verwendet wurde. Das ist in dem Fall zwar richtig, aber zwei Rezepte weiter oben wird dasselbe Getränk mit Whiskey zubereitet und als "Whiskey Cocktail" bezeichnet.
Im Jahr 1880 war der Old Fashioned Teil einer Ankündigung im Chicago Daily Tribune in Bezug auf Samuel Tildens Rückzug von den Präsidentschaftswahlen. Das Blatt titelte:
"Zu Ehren des Ereignisses wurden Hot-Whiskey, Scotch und Irish, insbesondere Letzterer, Sour-Mashes und Old Fashioned Cocktails getrunken."
Fünfzehn Jahre später, im Jahr 1895, nahm George Kappeler ein Rezept für einen "Old-Fashioned Whiskey Cocktail" in sein Buch Modern American Drinks auf.
Old Fashioned Cocktail während der Prohibition
Das Rezept für einen Old Fashioned Cocktail wurde bis zum Beginn der Prohibition in den USA am 17. Januar 1920 nicht geändert. In den Jahren des Verbots der Herstellung, des Transports und des Verkaufs von Alkohol (bis zum 5. Dezember 1933) begannen Barkeeper, fruchtige Zutaten wie z.B. Maraschinokirschen oder eine Orangenscheibe zusammen mit Bitters und Würfelzucker zu muddeln.
Die fruchtigen Zusätze zum klassischen Rezept kamen wahrscheinlich aufgrund der schlechten Qualität der Spirituosen zum Einsatz, da sie die scharfen und beißenden alkoholischen Noten überdeckten. Diese fruchtigen Varianten haben sehr lange überlebt, mancherorts sogar bis in die 1990er Jahre.
Erst als die Renaissance der Craft-Cocktails einsetzte, rückten traditionelle Rezepte und die ursprüngliche Kunst der Mixologie wieder in den Vordergrund. Im Fall der Old Fashioned Cocktails bedeutet das: Whiskey, Zuckerwürfel, Bitters und Wasser. Früchte werden nur zum Garnieren benutzt.
Heute
Ähnlich wie der Negroni wird der Cocktail-Klassiker heute von vielen gefeiert. Jedes Jahr im Oktober gibt es eine Aktion namens Old Fashioned Week. Sie wurde von Elijah Craig, einer bekannten Whiskey-Marke, in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Punch ins Leben gerufen.
2015 ernannte Louisville das Getränk zum offiziellen Cocktail der Stadt und feiert seitdem jedes Jahr in den ersten beiden Juniwochen die Old Fashioned Fortnight. In der ganzen Stadt gibt es verschiedene Cocktail-Specials und Bourbon-Veranstaltungen, die am 14. Juni, dem National Bourbon Day, ihren Höhepunkt haben.