Havana Club Geschichte

Die Havana Club Story - Kuba vs. Puerto Rico

Von Sina / Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober, 2022 
Es gibt Havana Club Rum aus Kuba und auch aus Puerto Rico. Aber wie kam es dazu, dass es zwei Rum-Marken mit demselben Namen gibt? Und wieso gibt es in Europa nur die kubanische Version? Alle Antworten findest du hier.

Je nachdem, in welchem Teil der Welt man lebt, kennt und bekommt man entweder Havana Club aus Kuba oder Havana Club aus Puerto Rico. Die meisten von uns kennen nur die kubanische Version - el Ron de Cuba. Wenn man einen Liquor Store in den USA besucht, erkennt man aber schnell, dass es dort wohl einen anderen Havana Club geben muss.

Und es stimmt. Diese beiden Rumsorten sind sich ähnlich und haben eine gemeinsame Vergangenheit, aber sie sind nicht identisch. Ist die puerto-ricanische Version also nur eine unverschämte Kopie? Nein, absolut nicht. Deshalb ist hier die verzwickte Geschichte hinter diesen beiden Marken.

Der Ursprung von Havana Club

Wie der Name schon sagt, hat der ursprüngliche Havana Club Rum seine Wurzeln in Kuba. -Also ist alles ganz einfach und kubanischer Havana ist das Original und gut? Du ahnst es sicher schon, so einfach ist die Sache nicht.

Die ganze Geschichte beginnt in Spanien: Der baskische Einwanderer José Arechabala Aldama reiste im Alter von 15 Jahren nach Kuba, in der Hoffnung, auf der Karibikinsel bessere Arbeitsmöglichkeiten für sich zu finden. Er erreichte die Insel 1862 und begann, für einen entfernten Verwandten in der Zuckerproduktion in Cárdenas, einer Stadt etwa 120 Kilometer östlich von Havanna, zu arbeiten. 

Sechzehn Jahre später, im Jahr 1878, gründete er seine eigene Brennerei, La Vizcaya. Bis zu seinem Tod im Jahr 1923 im Alter von 75 Jahren produzierte er sehr erfolgreich Rum und andere Spirituosen. Das Unternehmen (inzwischen in José Arechabala S.A. umbenannt) blieb auch nach José’s Tod im Besitz der Familie Arechabala, litt aber immer mehr unter der Prohibition in Amerika, die seit 1920 den Kauf und Konsum von Alkohol untersagte.

Wie das Leben manchmal so spielt, wurde die Stadt Cárdenas in 1933, kurz vor dem offiziellen Ende der Prohibition, von einem Hurrikan der Kategorie 5 heimgesucht. Der zerstörte einen großen Teil der Stadt, auch die Havana Destillerie. Doch die Familie Arechabala ließ sich davon nicht unterkriegen und baute eine neue Produktionsanlage, mit dem Ziel, Havana Club und Doubloon Rum zu produzieren. Zwei Marken, die exklusiv für den amerikanischen Markt bestimmt waren.

Die Entscheidung nicht einfach aufzugeben, zahlte sich schnell aus: Weniger als ein Jahr später wurde Arechabala Havana Club zum internationalen Goldstandard für kubanischen Rum. Sogar ein neues Büro wurde in Havanna eröffnet, gegenüber der Kathedrale, was damals unzählige Touristen anlockte.

Das hätte jetzt ein richtig schönes Happy End sein können. War es aber leider nicht.

Das Ende von Arechabala Havana Club

In den 40er und 50er Jahren expandierte das Unternehmen weiter. Unter der Leitung der Präsidentin Carmela Arechabala wurden die Einrichtungen immer größer. Auf dem Höhepunkt konnten sie bis zu 4.000.000 Liter Rum gären und 2.000.000 Liter Rum reifen lassen.

Im Jahr 1953, kurz vor Beginn der von Fidel Castro angeführten kubanischen Revolution, feierte man den 75. Geburtstag des Unternehmens mit einem 10 Jahre alten Rum, dem Arechabala 75. Damals der absolute Inbegriff für Qualitäts-Rum aus Kuba.

Als die kubanische Revolution im Januar 1959 endete, wurden viele Unternehmen, die in irgendeiner Weise mit den Rebellen in Verbindung gebracht werden konnten, von der neuen Regierung zerstört. Darunter auch José Arechabala S.A. im Dezember 1959.

Am 31. Dezember verschaffte sich eine Gruppe bewaffneter Männer Zutritt auf das Firmengelände, während der größte Teil der Familie die Feiertage im Ausland verbrachte. Sie besetzten die Räumlichkeiten, bedrohten Familie und Mitarbeiter mit Waffen und zwangen sie schlussendlich zur Flucht aus dem Land oder steckten sie ins Gefängnis.

Silvester 1959 war wohl der letzte Tag, an dem ein Mitglied der Arechabala-Familie einen Fuß in das Unternehmen setzte. Innerhalb weniger Monate wurde die Arbeit von mehr als 80 Jahren zerstört. Die Destillerie wurde aufgegeben, die Fässer weggeworfen oder verschenkt, und alles lag in Scherben. 

Havana Club aus Puerto Rico

Bacardi, eine weitere berühmte kubanische Rum-Marke, mit einer noch längeren Geschichte wie Havanna, wurde 1960 ebenfalls überfallen, die Familien vertrieben und die Anlagen ohne jede Entschädigung verstaatlicht.

Clevererweise hatte allerdings die Familie Bacardi jedoch bereits in den Jahren vor der Revolution einige Produktionsstätten außerhalb Kubas errichtet. Die Markenrechte, alle Vermögenswerte und Rezepturen waren bereits auf die Bahamas verlagert worden und Destillerien in Puerto Rico und Mexiko gebaut. 

Jahrzehnte später, im Jahr 1994, bekam Bacardi das Originalrezept des kubanischen Havana Club der Familie Arechabala. Im selben Jahr startete das Unternehmen die Produktion in Puerto Rico unter dem Label Havana Club. Das ging allerdings nicht lange gut, denn die kubanische Regierung hatte andere Pläne.

Havana Club & Pernod Ricard

In den Jahren zwischen 1959 und 1994 waren die Markenrechte von Havana Club in den USA ausgelaufen - 1973 um genau zu sein, da der Anwalt der Arechabalas im Gefängnis in Kuba saß. Die kubanische Regierung nutzte die Chance und meldete die Marke 1976 in den USA erneut an.

Zunächst einmal ist nicht viel passiert, aber 1993 gründete die Regierung das staatliche Unternehmen Cuba Ron S.A. und startete ein Joint Venture (Havana Club International S.A.) mit dem französischen Konzern Pernod Ricard. Noch im selben Jahr begannen sie mit der Produktion und dem Vertrieb von kubanischem Havana Club. - Ein Jahr vor Bacardi.

Rechtsstreit zwischen Bacardi und Pernod

Wie man sich vorstellen kann, waren weder die kubanische Regierung noch Pernod begeistert über die gleichnamige Konkurrenz von Bacardi. 1996 reichte Pernod eine Klage ein, die tatsächlich auch erfolgreich war. Doch Bacardi wollte sich nicht so leicht geschlagen geben.

Sie legten Berufung ein, verloren und legten noch einmal Berufung ein. Dieses Mal gewannen sie, dank intensiver Lobbyarbeit in den USA. Der amerikanische Kongress verabschiedete daraufhin den sogenannten Bacardi Act, der Markennamen von Unternehmen schützt, die nach der Revolution aus Kuba fliehen mussten.

Im Jahr 2009 gingen die Rechtsstreitigkeiten aber in die nächste Runde. Bacardi ging 2012 damals erneut als Sieger hervor. Im Jahr 2016 wurde dann allerdings dem kubanischen Havana Club erneut die Markenrechte zugesprochen, wogegen Bacardi 2017 Einspruch erhob.

Dieser Rechtsstreit dauert bis heute an und wird wahrscheinlich nicht so schnell beiseitegelegt werden. Aktuell sind aber Pernod und damit die kubanische Regierung jedoch der klare Gewinner.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass kubanischer Havana Club die fünftgrößte Rum-Marke der Welt ist und in über 120 Ländern verkauft wird. Der puerto-ricanische Havana Club von Bacardi hingegen wird nur in den Vereinigten Staaten vertrieben. 

Welches ist nun das Original?

Die Frage bleibt: Ist Havana Club aus Kuba das Original, oder ist es Havana Club Rum aus Puerto Rico? Und die Antwort hängt eindeutig von der eigenen Sichtweise ab.

Der Name Havana deutet sicherlich darauf hin, dass es sich um ein in Kuba hergestelltes Produkt handeln muss. Einen Rum aus Puerto Rico Havana zu nennen, kann deshalb zurecht als irreführend bezeichnet werden.

Andererseits, Sushi, das in einem japanischen Restaurant in München zubereitet wird, ist ja trotzdem japanischen Ursprungs. Und so hat auch der puerto-ricanische Havana Rum immer noch kubanische Wurzeln. Auch das Rezept ist nach Angaben von Bacardi das kubanische Original, selbst wenn die Produktionsstätte nicht im Lande liegt.

Natürlich kann man Sushi aus München trotzdem nicht als "Made in Japan" bezeichnen, aber ich denke, du verstehst, worauf ich hinaus will. Und aus ethischer Sicht ist es sicherlich nicht richtig, ein Unternehmen zu belohnen, dessen Gründer und ursprüngliche Besitzer gewaltsam enteignet worden sind.

Welcher Havana ist besser?

Manche vergleichen die beiden Rumsorten, indem sie diese pur trinken. Aber ehrlich gesagt, finde ich, weder der eine noch der andere ist dazu geeignet. Deshalb macht der Vergleich auf dieser Basis eher wenig Sinn.

Mixt man die beiden allerdings in Cocktails, liegt für mich die Version Havana Club el Ron de Cuba leicht vor dem Havana Club aus Puerto Rico. Die Blancos sind auf einem Level gleichwertig, aber bei den fassgereiften Versionen (Añejo Especial (Pernod) vs. Añejo Clásico (Bacardi)), bevorzuge ich Havana Club aus Kuba.

Insgesamt sind sie trotzdem recht ähnlich und beide eignen sich wirklich ausgezeichnet zum Mixen der meisten unserer Lieblings-Rum Cocktails

Letztlich hat man sowieso so gut wie nie die Wahl, denn je nach Standort kann man in der Regel ohnehin nur eine Version bekommen: In den USA den Puerto-Ricanischen und ansonsten el Ron de Cuba.

Fazit

Die Geschichte des Havana Club ist zweifellos kompliziert. Längst geht es nicht mehr nur um Familien, die schweres Unrecht erlitten haben, was Gutmachung erfordert. Mittlerweile  kämpfen hier zwei weltweit immens erfolgreiche Unternehmen um Marktanteile und Gewinne.

Letztendlich muss sich jeder seine eigene Meinung zu der Angelegenheit bilden. Aber immerhin kennst du jetzt die Fakten, die du dafür brauchst.

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