Geschichte des Gin, Gin Lane

Geschichte des Gin - 1270 bis heute

Von Sina / Zuletzt aktualisiert am 26. Mai, 2023 
Gin ist sicherlich eine der modernen Spirituosen mit der interssantesten Geschichte. Er entwickelte sich vom “billigen Arbeitergetränk” - mit einem Preis niedriger alsb Bier - zu einer Komponente des Lieblingsdrinks von Queen Elisabeth und Queen Elisabeth II.

Die Geschichte des Gin ist eng mit England - insbesondere London - verbunden. Das zeigt sich auch direkt in der bekanntesten Ginsorte, dem London Dry Gin. Doch der Ursprung der mit Wacholder aromatisierten Spirituose liegt trotzdem in den Niederlanden.

Es war auch ein Niederländer, der den mit Wacholder versetzten Schnaps auf die britische Insel brachte. Folge uns auf der Reise vom Genever zu Gin, erfahre, wie sich die Spirituose in England etabliert hat und was der "Gin Craze" war.

Allgemeines über die Geschichte des Gin

Gin, wie wir ihn heute kennen, ist eine hochprozentige Spirituose mit einem Alkoholgehalt von mindestens 37,5 %, die mit Wacholder und anderen pflanzlichen Stoffen, besser bekannt als Botanicals, aromatisiert wird. Es gibt ihn in vielen verschiedenen Varianten, wobei London Dry die bekannteste ist.

Der Begriff Gin ist eine Kurzform des englischen Wortes Genever, was wiederum eine Abwandlung des Wortes in anderen Sprachen wie Französisch (genièvre) und Niederländisch (jenever) ist. Ganz ursprünglich leiten sich diese Begriffe lateinischen Wort für Wacholder - Juniperus - ab.

Wie bei den meisten traditionellen Spirituosen und Likören reichen die Wurzeln von Gin weit zurück bis ins elfte Jahrhundert, wo er aufgrund der heilenden Eigenschaften des Wacholders als Medizin verwendet wurde.

Gin ist eine Weiterentwicklung des holländischen Genever und wurde während der Herrschaft von Wilhelm von Oranien zum alkoholischen Nationalgetränk von England. Aber fangen wir von vorne an:

Die Ursprünge

Die Geschichte des Gin beginnt nicht in England, sondern in den Niederlanden. 1270 wurde das alkoholische Getränk Genever zum ersten Mal in einer niederländischen Enzyklopädie namens Der Naturen Bloeme (Die Blume der Natur") von Jacob van Maerlant schriftlich erwähnt.

Diese Sammlung von 13 Büchern ist selbst eine gekürzte und übersetzte Fassung des lateinischen Originals De Natura Rerum. [1] Der Autor erklärt, dass das Kochen von Wacholderbeeren in Wasser Unterleibsschmerzen heilen und anschließende Kochen in Wein wiederum Krämpfe lindern könne.

Einige hundert Jahre später wurde dann Genever in den Niederlanden erfunden. Franciscus Sylvius wird übrigens oft fälschlicherweise als Erfinder gelistet. Er lebte aber von 1614 bis 1672, und alte Aufzeichnungen aus dem Achtzigjährigen Krieg von 1585 zeigen, dass die Niederländer schon damals Genever kannten und tranken.

Die beruhigende Wirkung des mit Wacholder aromatisierten Getränks half den Soldaten vor der Schlacht. Darauf geht auch der berühmte Begriff Dutch Courage zurück.

So kam Gin nach England

Gin, die britische Antwort auf Genever, wurde erstmals in den frühen 1600er Jahren hergestellt und ursprünglich ebenfalls als Medizin konsumiert. Die ansteigende Popularität von Gin in England ist eng mit Wilhelm von Oranien verbunden. Der Monarch mit niederländischen Vorfahren wurde 1689 zum König von England, Schottland und Irland gekrönt.

Als er Einfuhrbeschränkungen für französischen Branntwein erlies, wandten sich die Menschen dem Gin zu und er wurde sozusagen über Nacht zur beliebtesten Spirituose des Landes. In Verbindung mit einem anderen neuen Gesetz führte dies wiederum zu dem, was wir heute geschichtlich als Gin Craze (Gin-Wahn) bezeichnen.

Der Gin Craze

Anfang des 17. Jahrhunderts erhob Wilhelm von Oranien hohe Steuern auf französischen Branntwein, erlaubte aber gleichzeitig die unlizenzierte Herstellung und Destillation von Gin. In der Folge gab es tausende von Gin-Destillerien und -Läden in ganz England, was den sogenannten Gin Craze auslöste.

Die unlizenzierte Herstellung machte die Spirituose erschwinglicher als jedes andere alkoholische Getränk. Der niedrige Preis und die leichte Verfügbarkeit machten Gin schnell zum Alkohol der Massen und verursachten damit eine Reihe sozialer und gesellschaftlicher Probleme aufgrund des übermäßigen Konsums. Im Übrigen galt Bier zu der Zeit als zu gesund und geeignet, in großen Mengen getrunken zu werden.

Eine berühmte Illustration von William Hogarth mit dem Titel "Beer Street and Gin Lane" setzte die Situation damals bildlich um und führte schließlich zum sogenannten Gin Act. Dabei handelte es sich um eine Sammlung von Gesetzen und Verordnungen zur Kontrolle und Begrenzung des Gin-Konsums im Land.

Gin Lane Illustration von William Hogarth

Was ist der Gin Act?

Der Gin Act wurde aus fünf verschiedenen Gesetzen aus den Jahren 1729, 1736, 1743, 1747 und 1751 zusammengestellt. Im Jahr 1729 wurden mit dem ersten Gin-Gesetz die Steuern für den Einzelhandel stark erhöht.

Im Gesetz von 1736 führte die Regierung eine kostspielige Lizenz für Gin-Einzelhändler ein, die im Gesetz von 1743 zusammen mit einem Verbot des Direktverkaufs durch Brennereien an Endkunden zu einer Reduzierung des Konsums führte.

Mit der Erweiterung des Gin Act von 1747 wurden die Steuern auf Gin erneut erhöht. Diese Steuererhöhung führte zu einem nochmal stärkeren Rückgang der Nachfrage nach Gin, da die Spirituose damit zu teuer für viele wurde.

Schließlich verbot das Gesetz von 1751 den Brennern auch den Handel mit nicht lizenzierten Händlern, wodurch es für die Gin-Erzeuger weiter erschwert wurde, ihr Destillat an den Mann zu bringen.

Die Folge waren ultimativ: höhere Steuern und ein regulierter Verkauf von Gin an ausschließlich lizenzierte Geschäfte. Unruhen auf den Straßen Englands als Reaktion auf die neuen Gesetze waren lange Zeit an der Tagesordnung, änderten aber letztlich nichts an der Entscheidung der Regierung.

Die Revolution des Craft Gin

Danach blieb es sehr lange verhältnismäßig ruhig im Hinblick auf Gin. Erst als einige innovative britische Gin Marken, den mit Wacholder aromatisierten Kornbrand neu erfinden wollten, wurde Gin wieder zum großen Thema. Hendrick's Gin und Sipsmith gehören hier zu den bekannten Namen. 

Der eigentliche Auslöser für den Craft-Gin-Hype war dann eine Gesetzesänderung in England aus dem Jahr 2008.

Kleinere Brennereien klagten gegen ein Gesetz aus den 1800er Jahren, das bis dato große Gin-Hersteller begünstigte. Dieses Gesetz verlangte, dass ein Gin-Hersteller über 18 Hektoliter Brennblasen verfügen müsste. Das wäre für kleine Produzenten völlig utopisch.

Im Jahr 2008 wurde dieses Gesetz schließlich aufgehoben, und plötzlich schossen unzählige neue Gin Marken aus dem Boden; damit begann die Gin-Renaissance bzw. der zweite Gin Craze.

Die Menschen in Großbritannien entdeckten Gin und den berühmtesten Gindrink, den Gin Tonic, wieder. Bald darauf folgten andere europäische Länder, vor allem Spanien, Portugal, Deutschland und Italien. 

Auch 2023 befindet sich der Ginmarkt immer noch in einem rasanten Wachstum, vor allem im Bereich der Premium Marken und so schnell scheint hier auch erst mal kein Ende in Sicht.

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