In den letzten Jahren haben Hunderte von Gins den Markt fast überschwemmt. Gin noch nie so beliebt war wie heute. Zumindest nicht auf globaler Ebene (in England trifft das nicht so ganz zu) - und ein Ende ist aktuell nicht in Sicht.
Wie andere Spirituosen auch, kann man Gin in verschiedene Typen einteilen, mit eigenen Merkmale und Vorschriften, die über die EU-Definition von Gin hinausgehen. Zeit also, ein bisschen Ordnung ins Gin-Chaos zu bringen, einen Blick auf die 9 verschiedenen Gin-Typen zu werfen, wie sie schmecken und was sie einzigartig macht.
London Dry Gin
London Dry Gin ist die derzeit wohl bekannteste Sorte und auch der mit den strengsten Regularien. Anders als der Name vermuten lässt, muss ein London Dry allerdings nicht in London hergestellt werden, sondern es gibt eine ganze andere Regeln, die er erfüllen muss:
- Durch Destillieren in Brennblasen muss ein Alkoholgehalt von 96% vol. erreicht werden.
- Abgefüllt bei mindestens 37,5% Alkohol
- Destilliert mit natürlichen pflanzlichen Stoffen (alle gleichzeitig beim Destillieren)
- Klar (es kann nur Wasser hinzugefügt werden)
- Kein nachträgliches Zusetzen von Zucker oder Aromen
- Der Zuckergehalt muss unter 0,01 gr/L liegen.
Viele London Dry Gins haben immer eine starke Wacholdernote, oft ist das aber nicht mehr alles was diese Ginsorte an Aromen zu bieten hat. Hersteller werden hier immer kreativer mit ihren Botanicals.
Dry Gin
Ein Dry Gin ist einem London Dry Gin sehr ähnlich, hat aber weniger Einschränkungen.
Die Zugabe von natürlichen Substanzen und pflanzlichen Stoffen ist in jedem Schritt des Herstellungsprozesses erlaubt. So können auch Aussehen und Geschmack eines Dry Gin durch Lebensmittelfarben und Aromen verändert werden.
Dry Gin muss ebenfalls mindestens 37,5 % Alkohol haben, und auch hier muss der Zuckergehalt unter 0,01 gramm pro Liter liegen.
Plymouth Gin
Tatsächlich ist Plymouth Gin technisch gesehen eine eigene Ginkategorie. Allerdings gibt es nur eine Brennerei, die ihn herstellt. Plymouth Gin wurde sehr populär, als er in dem Savoy-Cocktailbuch erwähnt wurde. Insgesamt gab es in diesem Buch 23 Cocktailrezepte, die auf der Ginsorte basierten.
Was den Geschmack angeht, ist der Plymouth Gin noch trockener als ein typischer London Dry Gin. Er hat ein ausgeprägtes Zitrusaroma und einen würzigen Abgang durch die verwendeten sieben Botanicals. Eines dieser Botanicals ist die Orris-Wurzel, die erdige Noten in den Gin bringt und ihn zu einer perfekten Zutat für Martinis und Negronis macht.
Sloe-Gin
Sloe Gins sind eigentlich kein Gin, sondern ein Likör. Dennoch dürfen diese Produkte die Bezeichnung Gin tragen - auch wenn diese Liköre meistens den Mindestalkoholgehalt von 37,5% nicht erreichen. In diesem speziellen Fall beträgt der Mindestalkoholgehalt nur 25 %.
Er wird hergestellt, indem man Gin Schlehenbeeren und Zucker hinzufügt. Über Wochen und Monate entwickelt sich der süße Sloe Gin und bekommt eine dunkelrote Farbe.
New Western Dry Gin
New Western Dry ist eine relativ neue Ginsorte. Um die Jahrtausendwende versuchten mehrere Gin-Hersteller (insbesondere amerikanische Gin-Destillateure), die Grenzen von klassischen Gin mit weniger wacholderbetonten Kreationen auszureizen.
Es wurde lange diskutiert, ob diese Produkte überhaupt als Gin bezeichnet werden können. Am Ende der Diskussion kam heraus, dass man das kann - und diese neue Art wird New Western Dry Gin oder manchmal auch New Wave bezeichnet.
Einige Beispiele für diese nicht ganz so traditionellen Gins sind Hendricks (Gurke), G'Vine & Nordés (Trauben) oder der fruchtige und blumige Aviation Gin.
Old Tom Gin
Ursprünglich war Old Tom ein gesüßter Gin. Im 16., 17. und 18. Jahrhundert hatte er einen eher schlechten Ruf, da viele Menschen ihn zu Hause selbst herstellten und schon damals zum Teil mit Zutaten wie Lakritze süßten.
Heute hat Old Tom Gin aber nichts mehr mit dem "Bathtub-Gin" von damals zu tun, sondern wird aus hochwertigen Botanicals destilliert. Allerdings gibt es für diesen Typ keine festen gesetzlichen Vorgaben, sodass er schwer zu kategorisieren ist.
Ein Indiz ist die Süße, die durch den Zusatz von Lakritz während des Destillationsprozesses entsteht. In der Regel werden danach keine Aromen zugesetzt. Old Tom ist reichhaltiger als ein London Dry und eignet sich gut für Mixgetränke, allen voran natürlich der Tom Collins Cocktail.
Reserve Gin
Gin muss nicht zwangsläufig in Fässern gelagert werden, aber hier entwickelt sich ein neuer Trend. Wie andere Spirituosen nimmt auch der fassgelagerte Gin die Noten der Holzfässer auf; genauso verändert sich auch seine Farbe leicht.
Manche finden diese Art von Gin besonders ansprechend, während andere darin nur eine neue Möglichkeit sehen, die Preise für Gin weiter in die Höhe zu treiben. Unabhängig davon, was man von dieser Sorte halten mag, bringt sie einige neue Geschmacksrichtungen und Variationen.
Bathtub Gin
Vielleicht die unbeliebteste Sorte auf unserer Liste. Ein Bathtub Gin - auch Compound Gin genannt - wird nicht destilliert. Stattdessen werden die Botanicals einem neutralen Alkohol separat zugesetzt um ihn so zu aromatisieren.
Eines der Hauptprobleme bei dieser Sorte Gin ist, dass er sich im Laufe der Zeit geschmacklich und farblich verändern kann. Wenn die Botanicals nicht richtig gefiltert werden, entwickeln winzige Partikel der Botanicals in der Flasche über die Zeit immer noch Geschmack und Farbe.
Mit dieser Methode kannst du auch deinen eigenen Gin zu Hause herstellen. Es ist zwar nicht ganz einfach, und die Ergebnisse sind nicht gerade von höchster Qualität, aber Spaß macht es trotzdem.
Genever
Genever ist der Vorläufer von Gin aus den Niederlanden und Belgien. Er stammt aus dem 16. Jahrhundert und sein Herstellungsverfahren ähnelt eher einem Whiskey als einem typischen Gin.
Genever wird aus einer gemälzten Getreidemaische destilliert und reift oft 1-3 Jahre im Fass. Es gibt zwei Versionen von Genever - Oude (alt) und Jonge (jung). Alter Genever ist der ursprüngliche Stil und ist relativ süß und aromatisch. Junger Genever ist trockener und hat einen leichteren Körper.
Genever eignet sich am besten für sehr gehaltvolle Cocktails mit süßem Wermut oder zum Beispiel für einen Gin Old Fashioned.
Welche Ginsorte ist die beste?
Das bleibt am Ende jedem selbst überlassen. Es hängt davon ab, wie du deinen Gin trinken möchtest, womit du ihn mischst und was deine persönlichen Vorlieben sind.
Jede Sorte und sogar jeder einzelne Gin selbst ist anders. Aber natürlich gibt es ein paar Tipps und Standards:
Ein Old Genever eignet sich normalerweise gut für einen Gin Old Fashioned. Ein Plymouth Gin ist eine hervorragende Wahl für Martinis und Negronis. Und wenn du deinen Gin Tonic mit einem weniger wacholderigen Gin trinken möchtest, sind viele New Wave Gins eine super Option.
Außerdem kannst du einen unserer Top Gin Cocktails ausprobieren, wenn du dich weiter inspirieren lassen möchtest.