Wenn man sich die Etiketten von Ginflaschen ansieht, sieht man neben dem Namen oft den Zusatz "London Dry Gin". Einige der bekanntesten Beispiele sind Sipsmith, Tanqueray, Gordons oder Beefeater London Dry Gin.
Aber was genau bedeutet London Dry eigentlich? Zunächst einmal hat es nichts wirklich etwas mit London zu tun, der Gin muss also nicht aus London und auch nicht aus England kommen. Der Begriff bedeutet lediglich, dass der betreffende Gin bestimmte Kriterien erfüllt.
Aber warum heißt es "London Dry" und wie unterscheidet sich dieser Gintyp von anderen? Wir bringen Licht ins Dunkel und klären auf.
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Über London Dry Gin
London Dry Gin ist ein destillierter Schnaps, der mit Botanicals, hauptsächlich Wacholder, aromatisiert wird. Er muss alle Kriterien eines London Gins erfüllen, inklusive der Vorschrift, dass er ungesüßt ist. Daher die Bezeichnung "dry" - trocken.
Das europäische (EU) Gesetz unterscheidet drei Arten von Gin: Gin, destillierter Gin und London Gin. Der Begriff "Dry" darf verwendet werden, wenn keine zusätzlichen Süßungsmittel in einem Produkt enthalten sind und der Zuckergehalt im Endprodukt weniger als 0,1 Gramm pro Liter beträgt.
Die verwendeten Botanicals in London Gin variieren je nach Hersteller und Produkt. Neben Wacholder werden oft Zitronenschale, Orangenschale, Iriswurzel, Angelikawurzel, Süßholzwurzel, Zimt und Cassia-Rinde verwendet.
Gesetzliche Anforderungen an London Gin
Gemäß der aktualisierten Definition des EU Verordnung von 2019 ist ein London Gin ein destillierter Gin, der folgende Kriterien erfüllt:
- Verwendung von hochwertigem Alkohol: der Äthylalkohol zur Herstellung von London Gin darf maximal 5 Gramm Methanol pro 1 Hektoliter 100% vol. Alkohol enthalten. Das Aroma wird ausschließlich durch die Destillation mit allen verwendeten pflanzlichen Stoffen (Botanicals) erzeugt. [Wacholder muss hier dominieren]
- Über 70% Alkoholgehalt nach der Destillation: Nicht beim Abfüllen, sondern direkt nach der Destillation muss der Alkoholgehalt bei über 70% liegen. In der Regel mischen die Hersteller das Destillat dann mit Wasser, um den gewünschten Alkoholgehalt zu erreichen.
- Zugabe von weiterem Äthylalkohol ist erlaubt: Die Mischung des Destillats mit weiterem Äthylalkohol ist möglich, jedoch nur, wenn dieser ebenfalls alle anderen Kriterien erfüllt.
- Kein Farbstoff: London Gin darf nicht gefärbt werden. Daher findet man nur klare London- oder London Dry Gins in den Regalen.
- Geringer Zuckergehalt: Der Gin darf nicht mehr als 0,1 Gramm Zucker pro Liter im Endprodukt enthalten.
- Keine zusätzlichen Inhaltsstoffe: Neben Äthylalkohol, pflanzlichen Stoffen, Wasser und Süßungsmitteln sind keine Aromen oder Zusatzstoffe erlaubt.
- Das geforderte Mindestalkoholgehalt liegt bei 37,5%
Unterschied zu anderen Sorten
London Gin ist wesentlich strenger reguliert und hat meist ein sehr klassisches, traditionell wacholderbetontes Aroma. Er ist nicht gefärbt und das Hinzufügen von Aromastoffen nach der Destillation (egal ob künstlich oder natürlich) ist ebenfalls nicht erlaubt, anders als bei der rechtlichen Definition von Gin oder Destilliertem Gin.
Neben Gin, destilliertem Gin und London Gin gibt es weitere Ginsorten, die jedoch nicht rechtlich geschützt oder spezifiziert sind. Dazu gehören zum Beispiel New Western Dry, Plymouth, Bathtub oder Old Tom Gin. Diese Sorten erfüllen dann ebenfalls entweder die Vorgaben für Gin oder für destillierten Gin.
Schauen wir uns also an, wie diese beiden Typen definiert sind, um ein komplettes Bild zu haben:
Gin:
- Gin ist eine Spirituose, die durch Aromatisierung von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs mit Wacholderbeeren hergestellt wird.
- Der geforderte Mindestalkoholgehalt beträgt 37,5% Vol.
- Der Begriff "Dry" darf verwendet werden, wenn der Zuckergehalt unter 0,1 g pro Liter liegt.
Zusätzliche Anforderungen für Distilled Gin:
- Wird ausschließlich oder teilweise durch Destillation von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs mit einem anfänglichen Alkoholgehalt von mindestens 96% Vol. unter der Zugabe von Wacholderbeeren und anderen natürlichen Botanicals hergestellt.
- Gin, der ausschließlich durch einfachen Zusatz von Essenzen oder Aromastoffen zu Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs hergestellt wird, ist kein destillierter Gin.
Wie schmeckt London Dry Gin?
London Dry Gin ist geschmacklich sehr traditionell und enthält auch weniger Zucker als die meisten anderen Ginsorten. Er hat starke Wacholdernoten, ist oft kräuterig, trocken, schmeckt frisch und nicht übermäßig fruchtig.
Nicht jeder Gin in dieser Kategorie schmeckt gleich, aber viele haben ein relativ ähnliches Geschmacksprofil. - Zumindest im Vergleich zu anderen Sorten wie New Western Dry.
Ursprung - Warum heißt der Gin London Dry?
Obwohl die Stadt London nicht direkt mit der Produktion verbunden ist, spielt sie eine entscheidende Rolle in der Geschichte des Gins und ist daher auch Namensgeber für diesen Typ.
Gin wurde zum ersten Mal 1638 in London destilliert, als König Charles die "Worshipful Company of Distillers" gründete. Zu dieser Zeit hatten die Mitglieder dieser Vereinigung ein Monopol auf die Ginproduktion, daher der Name.
Tatsächlich geht die Geschichte des London Dry Gin jedoch auf einen Niederländer zurück - König Wilhelm III., auch bekannt als Wilhelm von Oranien. Als der am 22. Januar 1689 den Thron von England und Irland bestieg, brachte er holländischen Genever - den Vorläufer von Gin-mit ins Vereinigte Königreich.
So trinkt man London Gin am besten
London Gins eignen sich gut für klassische Cocktailrezepte wie Negroni, Dry Martini und Gin Sour. Wer mag, kann diesen hochwertigen Gin auch pur oder "on the rocks" gut trinken. Der Favorit für London Dry Gin ist und bleibt aber der Gin Tonic.
Die Top Marken
Die meisten traditionellen Ginmarken produzieren London Dry Gin. Die beliebtesten und meistverkauften sind:
- Gordon's
- Beefeater
- Tanqueray
- Hayman's
- Bombay Sapphire
- Seagram's.